Posts tagged Einheit

27. Immer da!

Melina hatte gefrühstückt und nahm ihr Tagebuch zur Hand.

Schade, dass sie schon so lange nichts mehr hinein geschrieben hatte!
Doch was sollte sie jetzt schreiben?
Würde ihr etwas einfallen, was wichtig genug wäre, hier einzutragen?

Genau das ist zur Zeit deine Bremse,
hörte sie die weise, liebevolle  Stimme, die sie als Gottes Stimme empfand,  in ihren Gedanken.
Beginne einfach mit dem, was gerade in dir ist, und sei sicher, es ist immer von Bedeutung! Nichts ist wesentlicher als das, was du gerade empfindest!

Gehorsam öffnete sie seit längerer Zeit mal wieder ihr Tagebuch und begann mit den Worten:

Ockay, Gott, ich bin da.

Wunderbar, meine Liebe, auch ICH BIN da! Was willst du mir jetz gerade schenken?

Ich weiß nicht…

Ah, du weißt noch nicht, was ich meine. Okay,  ICH  erkläre es dir:
Jedes deiner Gefühle ist ein Geschenk für mich. Verstehst du – jedes!

Auch meine Traurigkeit, meine Sehnsucht, meine Leere, meine Wut?

Auch das alles –  natürlich! Es macht dich zu eienm ganzen Menschen,  zu einem lebendigen Menschen. Und für MICH, den Liebhaber allen Lebens, ist ein lebendiger, fühlender Mensch in seiner gesamten Gefühlspalette ein wunderbares, wertvolles Geschenk.

Gut, Gott, DU Liebhaber allen Lebens – welch schöner Begriff für  DICH , dann schenke ich dir heute meine innere Leere, meine Traurigkeit, dass mir die Verbindung zu Luminarien fehlt und meine schmerzliche Sehnsucht nach etwas, das ich nicht einmal genau benennen kann. Ist das genug? Wenn nicht kann ich dir noch Kopfweh und das daraus entstehende Gefühl von Kraftlosigkeit, Mutlosigkeit und Unlust, etwas zu tun, anbieten.

ICH danke dir, mein Liebes! Auch für die leicht provokante Stimmung, in der du gerade bist, danke ich dir. ICH liebe dich damit! Es macht dich so wunderbar lebendig.

Melina mußte schmunzeln. DER merkt auch alles!

Natürlich, dafür  BIN ICH  Gott! Und bevor du  MICH  fragst, ob  ICH  wirklich Gott bin, hier meine Antwort:
ICH BIN, der ICH BIN – egal wie du MICH nennst. Auf jeden Fall  BIN ICH  der Liebhaber allen Lebens, und damit auch dein Liebhaber.

Wow! Ist das schön, ich unterhalte mich jetzt mit meinem Liebhaber, dem größten aller Zeiten.
Hmmm… Da muss ich DICH aber mit vielen Menschen teilen… Ich wünschte mir so sehr einen Liebhaber ganz für mich allein, der nur mich liebt, mich in einzigartiger Weise,  nur mich und für immer…
Hinter Melinas Stirn zog es sich zusammen, ihre Kehle verkrampfte sich, ihre Augen wurden feucht. Doch sie schrieb weiter: Ich weiß, ich sollte so nicht fühlen…

Meine Liebe, ich verstehe dich. Du möchtest dich ganz und gar in all deinen Facetten und total geliebt fühlen. Und dieser Teil, der da gerade geschrieben hat, glaubt, ICH, dein Liebhaber wäre überfordert, dich in allem  zu kennen, zu verstehen und zu lieben und dies gleichzeitig auch bei anderen zu tun. Du möchtest wie jedes Wesen absolut und ganz und gar geliebt sein. Und ICH sage dir, meine liebe Melina:
ICH sehe dich in allem, was du bist.
ICH kenne dich in all den vielfältigen Nuancen deines Seins.
ICH verstehe dich in den tiefsten Winkeln deines Wesens.
Und ICH liebe dich, absolut und vollkommen, bedingungslos und grenzenlos – ohne Wenn und Aber.
ICH liebe dich, genau dich, ganz genau die Melina, die du bist, in allem, was dich ausmacht, in allem, was du von dir kennst und weißt und in allem, was du noch nicht von dir kennst und wahrnnimmst. Alles – verstehst du? Alles! Alles ist in jedem Moment ist von mir geliebt!

Eine Träne tropfte auf´s Papier. Doch Melina konnte das Schreiben noch nicht unterbrechen. Gott wollte ihr noch mehr sagen:

Meine Geliebte, es ist so: ICH BIN ganz und gar in jeder Sekunde mit meiner Liebe und Fürsorge für dich da – und sowie du dich an MICH wendest, wirst du die Verbindung mit MIR fühlen können und meine Antworten in dir hören.
Deine Hinwendung an MICH genügt dafür, dass du mit MIR verbunden bist. Ja selbst dann, wenn du nicht an MICH denkst, bist du mit MIR eins – nur fühlst du dann unsere Verbindung nicht.  
ICH BIN  in jedem Moment bei dir, in dir, um dich herum… mit dir eins.
Und gleichzeitig geht es allen anderen Wesen genau so wie dir, ob es ihnen bewusst ist oder nicht.
Weißt du, mein Schatz,  ICH BIN  so unendlich groß, dass ich für alle Wesen, zu allen Zeiten, an allen Orten, hier und in allen  Welten und Seins-Ebenen da sein kann, ohne dass einem von euch irgendetwas verloren ginge oder dass ihr irgendetwas vermissen müsstest, was euch dadurch, dass es ein anderer bekäme verwehrt sei. Denn es ist von meiner Liebe und Fürsorge genug für alle da und noch viel mehr!
Du wirst also in jedem Moment das von MIR bekommen, was du gerade brauchst, dessen sei dir ganz sicher, wenn das zuweilen auch anders aussehen mag, als du es dir vorgestellt hast. Dir wird niemals etwas verloren gehen, auch wenn ich die anderen genau so sehr liebe wie dich. Das unterscheidet MICH von den menschlichen Liebhabern, die zur gleichen Zeit immer nur an einem Ort sein können, auch wenn in ihren Herzen Platz für viele ist.

Oh, entschuldige, Gott…  Der Kugelschreiber zitterte auf dem Papier.
Ich glaube, da war ein Stück Eifersucht mit im Spiel.

Geliebte Melina,
du brauchst dich niemals für deine Gefühle zu entschuldigen, für keines deiner Gedanken und Empfindungen, hörst du?
Das alles gehört zum Menschsein. Wie gut kann  ICH  diesen eifersüchtigen kleinen Teil in dir verstehen! Schau sie dir an, die kleine Stimme der Eifersucht. Siehst du ihre Angst, warten zu müssen…  ihre ganz erklärliche Furcht, zu kurz zu kommen? Wie oft mußte sie schon, als sie noch ganz klein war, warten… Warten auf Zuwendung… Warten darauf, in die Arme genommmen und aus dem  Bettchen gehoben zu werden… Wie oft wartete sie nach ihrem Gefühl viel zu lange, manchmal sogar vergeblich… Denn anderes hatte Vorrang, anderes schien wichtiger… Die Eltern konnten ihre Bedürfnisse nicht jederzeit und nicht genügend erfüllen, um emotional satt und zufrieden heran wachsen zu können. Sie waren ja nicht immer da. Und wenn sie da waren, so war es ihnen auch nur begrenzt möglich, in Fülle zu geben, was gebraucht wurde. Denn schließlich waren ja auch sie den Zwängen und Begrenzungen ihrer Zeit und ihrer Lebensumstände unterworfen. Ist es da nicht zu verständlich, dass sich die Kleine wünscht, es wäre jemand immer für sie da – ganz und gar nur  für sie! Nur für sie! Immer für sie!

Komm, lass uns die Kleine in die Arme nehmen und ihr sagen: WIR zwei, die erwachsene Melina und ICH, Gott, WIR sind immer für dich da!

Und in ihrem Herzen fand Melina die kleine zitternde Stimme der ängstlichen Eifersucht und nahm sie liebevoll in ihre Arme. Gleichzeitig fühlte sie sich  selbst von liebenden Lichtarmen gehalten und irgendwie getröstet. Ein weiches unendlich zärtliches Gefühl zu sich selbst breitete sich in Melina aus.

Ich bin da, ja, mein Kleine,ich bin ja da – und unser großer Freund Gott ist auch da.

Immer da? fragte die Kleine.

Immer da!

Comments (3) »